Orte spannend und lebendig beschreiben, das war das Hauptthema meines Autoren-Kurses Live, der vom 19. bis 23. Mai hier in meinen Räumen am Bodensee stattfand.
Vielleicht kennen Sie Beschreibungen von Orten in Büchern, die Sie nahezu zwingen, weiterzublättern, weil sie einfach stinklangweilig sind. Meine Teilnehmerinnen dagegen lernten und übten, wie man Orte stattdessen so gestaltet, dass man den Leser gradezu dorthin beamt.
Autoren-Kurs Live: Zeit für neues Knowhow, für Inspiration, für Austausch und Spaß
Sie kamen fröhlich und in intensivem Gespräch um die Ecke, am Montagmorgen, blieben bei meinen aufblühenden Rosen vor dem Bürofenster stehen, erschnupperten den Duft und klingelten dann.
Am vorigen Montag begann der Autoren-Kurs Live. Eine Woche lang wollten Adelheid, Annette und Britta von mir neues Handwerkszeug fürs Schreiben und neue Inspiration bekommen. Außerdem wollten sie Urlaub vom Alltag machen und miteinander gute Gespräche und schöne Ausflüge erleben.
Ich hatte alles vorbereitet – ein Konzept, bei dem man mit Spaß Neues lernt, praktische Übungen, zugeschnitten auf die Bücher, an denen sie gerade schreiben, einen Ausflug mit einem Suchspiel, wo sie hautnah sehen sollten, dass es viel spannender ist, den Ort, den man beschreiben möchte, mit Personen zu beleben und ihn aus der Sicht einer der Romanfiguren zu beschreiben.
Und natürlich Tee. Meine Schatzkiste mit einem Dutzend Teesorten, wo jede den „ihren“ finden würde.


EIN ORT IST NIE NUR EIN ORT
Wie man beobachtet und spannend und lebendig von Orten erzählt
An den ersten beiden Tagen waren wir in Meersburg unterwegs. Ich drückte ihnen „Das Vermächtnis des Hypnotiseurs“ in die Hand: Zusammen mit Krimi-Katze Coco sollten sie Franz Anton Mesmer finden, den Coco im Krimi ja so gern verhören möchte. Ebenso wie Coco fanden sie ihn – auf dem Meersburger Friedhof. Doch nicht in einem normalen Grab, sondern unter einem dreieckigen Steinblock mit Freimaurersymbolen. Bildern also. Bildern, der Sprache, in der man Geschichten schreibt.
Die echte Coco übrigens, die ein bisschen schüchtern ist, verzog sich auf ein Regal, äugte hinter Kartons hervor und guckte ihnen beim Schreiben zu.
Dann am Dienstag der Schlossplatz vor dem Neuen Schloss. Ich zeigte ihnen, wie sie einen solchen Platz nicht wahrnehmen wie ein Tourist, der über ihn hinweg eilt, um sich das Barockschloss anzuschauen, sondern wie Autorinnen, die mit allen Sinnen wahrnehmen, in Orten mehr sehen als einen Fleck auf der Landkarte, Atmosphäre erspüren und diese für den Leser spürbar machen.
Am Nachmittag des zweiten Tags zeigte ich Adelheid, wie sie mit ihrer neuen Kamera tolle Fotos aufnehmen kann. Britta und Annette, die vor dem Gasthof Rebstock nebenan eine Zigarettenpause machten (im Rebstock hatten alle drei ihre Zimmer gebucht), spannten wir gleich ein als Models für Adelheid, die frischgebackene Fotografin.


Fotoshooting im Sturm
Ja, und dann wurde dringend eine Programmänderung nötig. Für den Mittwoch, in der Goldenen Stunde, hatten Britta und Annette ein Fotoshooting bei mir gebucht. Doch das Wetter änderte sich – eine Regenfront zog auf, und wir verlegten es vor auf den Dienstagabend.
Es fing alles ganz harmlos an. Noch freundliches Wetter am Anfang des Fotoshootings, ein sanft sich kräuselnder See. Aber schnell kam Sturm auf. Brittas buntes Tuch blähte sich im Wind. Als Annette an der Reihe war, blies es uns bereits heftig um die Ohren. Glücklicherweise ist Annette jemand, der keine Krise bekommt, wenn es ihr die Frisur zerzaust, und ich selbst war ebenfalls richtig zufrieden mit den Fotos – Fotos im Sturm sind so viel lebendiger als die oft eher blutleeren Bilder, die Fotografen in ihren Studios machen („Bitte lächeln“). So etwas gibt’s bei mir sowieso nicht – die Leute, die sich von mir fotografieren lassen, möchten authentische und lebendige Bilder.
An diesem Abend allerdings waren wir nicht so ganz sicher, ob uns der Sturm nicht davontragen würde, wie Mary Poppins im Film.
Die Fotos mache ich in den nächsten Tagen für Annette und für Britta fertig, und sobald sie sie gezeigt haben, finden Sie sie auch hier.
Manchmal reicht ein Blick aus dem Fenster, und man hat eine spannende Geschichte
Am Mittwoch war unser Thema „Show – don’t tell“. Das ist, richtig angewandt, so etwas wie die Würze des Erzählens. DIE Technik, mit der man Figuren zu lebendigen Personen werden lässt und bewirkt, dass Leser das Buch nicht mehr aus der Hand legen.
Am Donnerstag bot uns ein nichtsahnendes Ehepaar, das auf dem Parkplatz gegenüber seine Abreise vorbereitete, einen wunderbaren Impuls für eine Geschichte, mit viel „Show – don’t tell“ und Drama. Der akribische und doch ein wenig dominante Mann vor unserem Fenster hätte sich sicher gewundert, hätte er gewusst, was für ein Schicksal Britta, Annette und Adelheid ihm zudachten.
Und sie hatten Lust auf eine neue Erfahrung, auf ein Experiment: Eine Geschichte, drei Autorinnen. Sie schrieben die Geschichte gemeinsam. Es war eine Erfahrung, die sie gern wiederholen möchten. Und selbstverständlich geht so etwas auch online, sie müssen nicht bis zum Autoren-Kurs Live 2026 warten: Das schafft man auch mit Zoom.
Wiedersehen und Abschied
Passend zum letzten Kurstag hatte ich für den Freitag das Thema „Bahnhof“ vorgesehen. Eigentlich war eine kleine Exkursion nach Konstanz geplant. Dort sollten sie detaillierte Beobachtungen machen und notieren und anschließend im Stadtgarten am See daraus eine spannende Szene gestalten. Doch das Wetter war erkältungs-verdächtig grausig, und so blieben wir im Schreibatelier, wo sie von mir Anregungen für Bahnhofs-Beobachtungen erhielten, samt Checkliste.
Bahnhöfe sind nicht nur konkrete Orte, sie sind auch Stellen, an denen Übergänge geschehen – Ankunft und Abfahrt, Wiedersehen und Verlassen, aber auch, ganz alltäglich, der Wechsel zwischen dem Arbeits- und dem privaten Leben. Symbole.
Übergänge, Veränderungen, Abschiede, Neuanfänge in den Büchern der Teilnehmerinnen war dann auch ein wichtiges Thema dieses Freitag-Workshops. Und anschließend: Ein Wiedersehen mit Hendrik, den alle aus den Autoren-Kursen Plus und den KI-Workshops für Autorinnen und Autoren kannten, und mit dem zusammen wir nun den erfolgreichen Kurs bei einem gemeinsamen Mittagessen im Café Höpker feierten.
Es war eine Woche intensiven gemeinsamen Arbeitens, des Lernens und Ausprobierens, mit Aha-Erlebnissen, mit neuen Impulsen und anregenden Inspirationen. Eine Woche, die motivierte und lächeln machte.
Die Rückmeldungen der Teilnehmerinnen
„War das wirklich nur eine Woche? Einerseits kommt es mir länger vor, weil ich in einer ganz anderen Welt war. Andererseits kommt es mir kürzer vor, weil die Zeit so schnell vergangen ist. Das Lächeln spüre ich immer noch …“ – Adelheid.
„Was für eine herrliche Woche liegt hinter mir! Ein fantastischer Autorenkurs Live, mit Marianne Kaindl, danke für die inspirierenden Tage.“ – Annette.
„Eine ganz wunderbare Woche am Bodensee liegt hinter mir. Mit lieben Menschen und einem tollen Workshop. Danke Marianne Kaindl für den (meinen zweiten) Autoren-Kurs Live!“ – Britta.
Die Rosen, deren Knospen Britta, Annette und Adelheid am ersten Tag bewundert hatten, waren am Freitag, beim Abschied, voll aufgeblüht und dufteten.
Irgendwie sah ich da Parallelen zu den Teilnehmerinnen selbst …
Ich liebe es, wenn Menschen durch meine Arbeit ihre Potenziale noch besser leben können – und weiter aufblühen. Ich liebe es, Menschen dabei zu unterstützen, richtig gute, schöne, spannende Bücher zu schreiben.

Die Wegbeschreibung in „Das Vermächtnis des Hypnotiseurs“ hat funktioniert: Adelheid Kaspar, Annette Schlapp und Britta Schmidt haben Mesmers Grab und Monument auf dem Meersburger Friedhof gefunden

Recherche mit allen Sinnen auf dem Meersburger Schlossplatz vor dem Neuen Schloss

Fotoshooting im Sturm – wir lassen uns doch durch das bisschen Wind nicht beirren. Foto: Britta Schmidt.

Ein guter Autor hat seinen Notizblock oder sein iPad immer mit dabei!

Fototalent: Im Foto-Training bei mir lernte Adelheid den Umgang mit ihrer neuen Kamera, und das ist eins ihrer ersten Bilder.
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